1Bald beginnt im Hiddenhauser Waldfreibad die Badesaison 2024. Damit die Gäste ein schönes, gepflegtes und funktionstüchtiges Areal vorfinden, befinden sich momentan der Schwimmmeister mit seiner Gesellin und seinen zwei Auszubildenden in der sogenannten „Aufrüstphase“. Hier werden Reparatur- und Vegetationsarbeiten durchgeführt. Wie in vielen Freibädern wird auch im Waldfreibad Chlor eingesetzt, um Bakterien und andere Krankheitserreger abzutöten. Somit kann ein nahezu sauberes Schwimmwasser garantiert werden.

Bei richtiger Anwendung, Dosierung und Beachtung aller Sicherheitsvorschriften ist die Zugabe von Chlor für dem Menschen im Schwimmwasser ungefährlich. Ist jedoch einmal ein Ventil defekt kann es für diejenigen, die damit arbeiten, lebensgefährlich werden.

Deshalb wurde dieses Szenario am letzten Freitag (26.04.2024) mit dem Löschzug Eilshausen der Freiwilligen Feuerwehr Hiddenhausen zusammen mit dem Rettungsdienst aus Herford, der ABC-Einheit aus Herford und einem Fachberater aus Bünde einmal durchgespielt.

Die Übung begann um ca. 20:15 Uhr. Auf dem Melder stand: „ABC Stufe 2, Menschenleben in Gefahr, Waldfreibad Hiddenhausen. Chlorgasausbruch, gesicherte Meldung, gemeldet durch Auszubildende. Meldende nicht mehr erreichbar.“

Mit dieser Meldung machten sich nach und nach die oben genannten Einheiten auf dem Weg zum Waldfreibad. Dort angekommen, wurden die Einsatzkräfte von einer aufgeregten Auszubildenen aus dem zweiten Lehrjahr in Empfang genommen. Aus der Befragung der Person ging hervor, dass wohl die Gesellin technische Arbeiten im Filterkeller durchführen wollte und plötzlich der Alarm für Chlorgas losging. Die Gesellin wurde seitdem nicht mehr gesehen.

Mit dieser Information wurde sofort eine Menschenrettung eingeleitet. Ein Trupp, ausgerüstet mit Pressluftatmer und Körperschutz Form 1, suchte die technischen Räume ab.

Nach kurzer Zeit fanden die Einsatzkräfte die Gesellin in dem Raum mit den zuvor angelieferten Chlorgasflaschen. In dem Übungsskript ging man davon aus, dass ein Ventil defekt und ungefähr 2 Liter flüssiges Chlor ausgetreten war. Es hatte sich Chlorbutter gebildet. Die Gesellin ist in dem völlig verrauchten Raum, der die Chlorgasflaschen enthielt, mit einer, wie sich später herausstellte, versehentlich falschen Atemschutzmaske, hineingegangen und ist bei dem Versuch das Ventil zu schließen durch die zu hohe Konzentration ohnmächtig geworden. Nach dem Fund brachten die Rettungskräfte die bewusstlose, schweratmende Gesellin zu dem zuvor vorbereitenden Dekontaminationsplatz. Der bestand aus einer speziell dafür vorgesehenen faltbaren Wanne, die aggressive Chemikalien standhält. Da die Gesellin mit Chlorgas kontaminiert war, musste sie erst einmal fiktiv mit Wasser abgeduscht werden. „Sauber“ und von dem Chlor befreit, wurde die Gesellin an den Rettungsdienst für weitere Untersuchungen übergeben.

Später erfuhren die Einsatzkräfte, dass sich wohl noch ein zweiter Auszubildender aus dem ersten Lehrjahr zum Fachangestellten für Bäderbetrieb auf dem Gelände befand, der Grünschnittarbeiten durchgeführt hatte. Auch dieser wurde von den Einsatzkräften sicherheitshalber aus dem Freibad begleitet, da auch für Ihn eine Gefahr bestand. Chlorgas kann auch in einem größeren Umkreis vom Fundort noch auf die Atemwege wirken.

Auch die ABC-Einheit aus Herford war mit dem Gerätewagen Messtechnik bei dieser Übung dabei, um auch Ihre Abläufe trainieren zu können. Bei einem Einsatz, bei dem gefährliche Stoffe wie Chlor im Spiel sind, wird diese Einheit parallel mit alarmiert, um mögliche Gefahren für die umliegend betreffende Bevölkerung ausschließen zu können. Bei dieser Übung allerdings ging für diese Einheit darum, den Umgang mit Ihrer Ausrüstung und das Anlegen Ihrer Schutzkleidung zu trainieren. Zwar wurde nur mit Übungsrauch gearbeitet, dennoch wurden sicherheitshalber alle Räume noch einmal durchgemessen, nachdem diese mit einem Lüfter rauchfrei geblasen wurden.

Unterm Strich konnte mit dieser Übung verschiedene Situationen geprobt werden. Sie hat auch gezeigt, dass im Notfall alle Beteiligten wissen, was zu tun ist. Fehler, die bei dieser Übung aufgedeckt wurden, können nun nochmal aufgearbeitet werden, damit diese später nicht passieren.

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Dieses Foto zeigt einen Kameraden der die aufgebrachte Melderin beruhigt.

Ihnen schenkt man besondere Aufmerksamkeit um sich wieder zu beruhigen,

zum Schutz und dass diese nicht in die Gefahrenstelle gehen um Rettungsmaßnahmen zu erschweren.

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Auf dem oberen Foto wird der Kontaminationsplatz mit der speziellen Faltplane aufgebaut. Links trägt der Kamerad einen Pressluftatmer und den Körperschutz Form 1. Im Hintergrund wird noch eine Wasserleitung aufgebaut. Auf dem Foto in der Mitte wird die Gesellin „gesäubert“. Werden die Einsatzkräfte nicht mehr gebraucht, bzw. haben sie Ihren Auftrag erfüllt, werden auch diese dekontaminiert.

 

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Hier wurde der Auszubildende aus dem ersten Lehrjahr gebeten das Gelände aus Sicherheitsgründen zu verlassen.

 

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Dieses Foto zeigt die Gesellin in dem Rettungswagen, die von den Notfallsanitätern untersucht worden ist.

 

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Fachgespräche zwischen dem Übungsleiter (links) und dem Leiter der ABC-Einheit Herford (rechts)

 

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Hier rüstet sich ein Kamerad von der ABC-Einheit aus Herford mit einem Schutzanzug aus.

Zusammen mit einem zweiten Kameraden, der das Messgerät in der Hand hat.

 

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Hier prüfen die beiden Kameraden aus Herford noch einmal einen Raum auf evtl. Gasaustritt.