Feuerwehr Hiddenhausen verfügt über neuen Einsatzleitwagen 1
Hiddenhausen. Die Feuerwehr Hiddenhausen hat Anfang Juni 2024 einen neuen Einsatzleitwagen 1 in Dienst gestellt. Das Unternehmen Wagener Technik aus Kassel hat den Transporter vom Typ Mercedes-Benz Sprinter in eine „rollende Kommandozentrale“ verwandelt. Das Auto - es ersetzt ein 24 Jahre altes Vorgängermodell - ist mit der modernsten Nachrichten- und Kommunikationstechnik ausgerüstet, um den Einsatzleiter vor Ort zu unterstützen. Rund 160.000 Euro hat die Gemeinde Hiddenhausen dafür investiert.
Der neue Einsatzleitwagen 1, in Fachkreisen kurz ELW 1 genannt, ist im Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck an der Bahnhofstraße stationiert. Die Technik sei komplex, sagt stellvertretender Löschzugführer Jan Hendrik Pieper. „Deshalb gibt es eine speziell geschulte ELW-Gruppe, die für das neue Auto verantwortlich ist.“ Ein Zug- oder Verbandsführer und drei „Funker“ rücken im Notfall damit aus. „Der ELW 1 ist ein wichtiges Werkzeug, um den Einsatzleiter bei der Führung der Kräfte und Koordinierung des Einsatzgeschehens zu unterstützen“, erklärt Pieper. Zu den Aufgaben der Mannschaft gehören beispielweise die Kommunikation mit der Feuerwehr-Leitstelle und die Einsatzdokumentation.
Die Feuerwehr Hiddenhausen hat einen neuen Einsatzleitwagen 1 (Mercedes-Benz Sprinter/ Ausbau Wagener Technik GmbH Kassel) in Dienst gestellt.
Im Fonds sind zwei vollwertige Computer-Arbeitsplätze vorhanden.
Praktisches Raumkonzept
Der rote Mercedes-Benz Sprinter mit dem gelben Schriftzug „Einsatzleitung“ (Funkrufname „Florian Hiddenhausen 02-ELW1-01“) wird von einem 170 PS starken Dieselmotor angetrieben. Die Schaltvorgänge erledigt ein Automatikgetriebe. Das Fahrzeug misst eine Länge von gut sechs Metern und verfügt über ein Hochdach. Dadurch konnte die Firma Wagener ein praktisches Raumkonzept umsetzen. Beim Öffnen der seitlichen Schiebetür fällt der Blick in die „mobile Nachrichtenzentrale“. Das Funktischmodul besteht aus zwei vollwertigen Computer-Arbeitsplätzen („Car-PC“) mit jeweils zwei Flachbildschirmen. Notebook und iPad sind zusätzlich vorhanden. Ebenso ein Farblaserdrucker zum Kopieren und Scannen. Die beiden Einzelfahrsitzplätze im Fonds sind während der Fahrt in Fahrtrichtung ausgerichtet. „An der Einsatzstelle werden sie zur Seite gedreht und damit zu Bürosesseln“, erläutert Pieper. Werden Fahrer- und Beifahrersitz nach hinten gedreht, verwandelt sich die Fahrgastzelle in einen Besprechungsraum. Standheizung und Standklimaanlage sorgen für eine angenehme Temperatur.
Bedienung per Touchscreens
Die Bedienung der Funk- und Telefonanlage erfolgt über einheitliche Bedienkonsolen (System Lardis) mit Berühr-Bildschirmen (Touchscreens). Auf den drei digitalen Fahrzeugfunkgeräten (Mobil Radio Terminals oder kurz MRTs) sind im Regelfall die Rufgruppen „HF-FW“ (Herford-Feuerwehr), „HF 14 HID“ (Hiddenhausen) und „309 F“ (Führung) geschaltet. Weiterhin kann das Personal des ELW 1 auf ein analoges 4-Meter-Funkgerät (Kanal 465) und ein weiteres 2-Meter-Funkgerät (Kanal 55 bzw. 56) zugreifen. Die verschiedenen Digitalfunkgruppen und analogen Funkfrequenzen können dabei von beiden Arbeitsplätzen parallel bearbeitet werden. Das System zeichnet die zuletzt geführten Funkgespräche automatisch auf, sodass nichts überhört werden kann, und löscht sie nach kurzer Zeit auch wieder. Das Papierzeitalter scheint sich seinem Ende zuzuneigen: Alle wichtigen Unterlagen, wie Rettungskarten, Feuerwehr- und Hydranten-Pläne sowie das Telefonbuch, sind elektronisch gespeichert. Der Datenbestand im Einsatzleitwagen wird ständig mit der „Datenbank“ im Gerätehaus abgeglichen. „Beide Synology-Server synchronisieren sich vollautomatisch“, sagt Pieper. Ein Großteil der Technik wird über einen großvolumigen Lithium-Ionen-Akku samt Wechselrichter mit Energie versorgt, sodass die Mannschaft autark arbeiten kann. „Der Strom reicht für bis zu zehn Stunden, wenn wir sparsam haushalten“, erklärt der stellvertretende Löschzugführer.
Hinter einer der Seitenscheiben ist ein 28 Zoll großer Flachbildschirm installiert, um Lagebilder nach außen zu übertragen. Eine Markise (Länge: 2,85 m) zählt zu den Außenanbauten. Sie ist mit Stützfüßen versehen und dient als Wetterschutz. Als Mobiliar werden unter anderem Klapptisch, Klappbänke und eine Magnettafel mitgeführt, sodass eine Meldestelle eingerichtet werden kann. Im Heck ist zudem ein mobiler Stromerzeuger mit Benzinmotorantrieb (Typ Honda) verstaut, der über eine Leistung von 2,2 Kilowatt verfügt. Zur weiteren Ausrüstung zählen unter anderem eine Wärmebildkamera (Typ Dräger UCF 6000) und ein auf 1,80 Meter ausziehbarer LED-Arbeitsstellenscheinwerfer mit einer „Lichtleistung“ von 5.300 Lumen (Typ Streamlight Portable Scene Light). Zum Vergleich: Eine 60-Watt-Glühbirne erzeugt einen Lichtstrom von rund 730 Lumen. Eine Tonfolgeanlage mit Mikrofon für Außendurchsagen, zwei LED-Blaulichtbalken (Typ Hänsch DBS 4000), Front- und Kreuzungsblitzer (Typ Hänsch Sputnik nano und Hänsch Sputnik mini) zählen zur Sondersignalanlage. Die LED-Umfeldbeleuchtung sowie das Heckwarnsystem sorgen zudem für Sicherheit. In den hinteren Blaulichtbalken sind zudem rote LED-Leuchten integriert, die das Fahrzeug als Einsatzleitwagen kennzeichnen.
Das Fahrzeug verfügt über eine Markise als Wetterschutz, um im Außenbereich eine Meldestelle zu betreiben.
Führungsfahrzeug für den PT-Z 10
Die ELW-Gruppe rückt bei allen größeren Einsätzen im Gemeindegebiet mit aus. Der Einsatzleitwagen ist zudem das Führungsfahrzeug des Patiententransportzugs 10 (PT-Z 10 NRW) des Kreises Herford. Die Einheit besteht aus mehreren Notarzt-, Rettungs- und Krankenwagen. Sie kommt überörtlich zum Einsatz – beispielsweise wenn nach einem größeren Unglücksfall eine erhöhte Anzahl an Verletzten versorgt werden muss. In wenigen Tagen beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Der Patiententransportzug wird ebenfalls vor Ort sein und für die Sicherheit sorgen. Der neue Einsatzleitwagen der Feuerwehr Hiddenhausen steht dann vor seiner ersten großen Bewährungsprobe.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Einsatzleitwagen 1 (ELW 1) der Feuerwehr Hiddenhausen
Funkrufname: „Florian Hiddenhausen 02-ELW1-01“
Technische Daten
Fahrgestell: Mercedes-Benz Sprinter (Standard/ Hochdach)
Motor: 4-Zylinder-Dieselmotor (Heckantrieb)
2 l Hubraum
170 PS (125 kW)
Getriebe: Automatikgetriebe
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Abmessungen: 6,08 m (L), 2,45 m (B), 2,90 m (H)
zulässiges Gesamtgewicht: 4,1 t
Ausbau/Ausrüstung: Wagener Technik GmbH Kassel
(auszugsweise) - 2 vollwertige Computer-Arbeitsplätze im Fonds („Car-PC“),
- 1 weiterer Arbeitsplatz bei Bedarf (mit Notebook, iPad),
- 3 x digitales Fahrzeugfunkgerät (Mobile Radio Terminal/
MRT),
- Analogfunk (4-Meter-Band/ 2-Meter-Band),
- Telefonanlage,
- Laserdrucker
weitere Ausrüstung:
- 4 x digitales Handsprechfunkgerät (Handheld Radio
Terminal/ HRT),
- 3 x analoges Handsprechfunkgerät (2-Meter-Band),
- Markise als Wetterschutz,
- Stromerzeuger (2,2 kW),
- Wärmebildkamera,
- ausziehbarer LED-Arbeitsstellenscheinwerfer
Sondersignalanlage
- Tonfolgeanlage,
- 2 x Blaulichtbalken (hinten mit integrierter Heckwarnanlage)
Besatzung: 1/3 (Zug- bzw. Verbandsführer und 3 „Funker“)
amtl. Kennzeichen: HF-GH 2021
Anschaffungskosten: rd. 160.000 Euro
Indienststellung: 6/2024
Das Fahrzeug der Viertonnenklasse misst eine Länge von rund sechs Metern.
Es dient dem Einsatzleiter zur Führung der Kräfte und Koordinierung des Einsatzgeschehens.
Die ELW-Gruppe macht sich mit der neuen Technik vertraut.
Funktischmodul
Die Funk- und Telefonanlage wird über Touchscreens bedient.
Werden Fahrer- und Beifahrersitz gedreht, entsteht ein Besprechungsraum - wie (v.l.) Noel Schuppenat und Jan Hendrik Pieper demonstrieren.
Wird der Arbeitstisch nach unten geklappt, entsteht ein Durchgang zu den Computerarbeitsplätzen im Fonds.
Zusätzliche Handsprechfunkgeräte (Handheld Radio Terminals oder kurz HRTs), die zum Teil über Verstärkerfunktion (Repeater) verfügen.
Ein tragbarer Stromerzeuger ist im Heck verstaut.
LED-Arbeitsstellenscheinwerfer
Navigationsgerät und Inomatic-Bedienfeld, unter anderem für die Bedienung der Sondersignalanlage.
Hinter der linken seitlichen Schiebetür verbirgt sich die ELW-Technik.
Die Energieversorgung wird über einen großen Lithium-Ionen-Akku sichergestellt.
Magnetschilder machen es möglich: Aus der „Einsatzleitung“ wird an größeren Einsatzstellen die „Abschnittsleitung“.
Das Vorgängerfahrzeug, ebenfalls ein Mercedes-Benz Sprinter, wurde in Eigenleistung ausgebaut und war rund 24 Jahre im Dienst.